Nach gut zwei Monaten des Umherreisens in ganz Deutschland, kamen ich und mein Altgeselle Matthias in Dresden an. Hier so der Plan, sollten wir schöne Arbeit finden und etwas den Osten Deutschlands erkunden

Als wir in Dresden ankamen, machten wir uns zuerst einmal direkt in die die Dresdner Neustadt. Dieses Firtel ist für seine unzähligen Bars, besetzten Häuser und WG’s bekannt. Tatsächlich fanden wir relativ schnell ein Zimmer in einer zweier WG für die ersten zwei Tage. Nach und nach, lernten wir die Gegend kennen.

Arbeit fand ich bei einem einheimischen Rolandsbruder, der sich die letzten Jahre in Dresden ein Steinmetz Geschäft aufgebaut hatte. Die Arbeit war schön, auch wenn das Lohngefälle im Gegensatz zur Schweiz aber auch zu Westdeutschland wirklich gigantisch ist. Das schönste Stück, welches ich in der Firma fertigen konnte, war ein Abschluss eines Dachfirstes. Das original stammte aus dem 17. Jahrhundert, meine Aufgabe war es, eine möglichst genaue Kopie herzustellen.

Neben einigen kleinen Arbeiten, fertigte ich in meiner Freizeit als Geschenk ein Budenschuld für die Gesellschaft zu Dresden. Also für alle in Dresden wohnhaften ehemaligen Wandergesellen des Rolandschachtes. Auch diese Arbeit gefiel mir sehr. Auch wenn ich fast 100 Stunden daran gearbeitet hatte, war es das absolut wert.

Vor allem konnte ich aus Dresden die barocke Art Steine zu hauen mitnehmen. In Bern, ging es sehr um Präzision, die gotische Art Steine zu bearbeiten war das Mass aller Dinge. Dresden hingegen ist eine durch und durch barocke Stadt. Hierbei kommt es nicht so sehr darauf an, ob etwas Massgenau ist, es muss einfach gut, will heissen, etwas übertrieben, aussehen. Eine für mich neue Art der Steinbearbeitung.

Neben meiner Arbeit, hatte ich immer wieder kurze Zeit, um mir die schönsten Dinge in und um Dresden anzuschauen. Natürlich konzentrierte ich mich dabei auf die Dinge aus Stein. So besuchte ich das Dresdner Schloss, um dessen Museen zu besichtigen ein Tag aber bei weitem nicht reicht, so gigantisch ist das Gebäude und die Kunstsammlungen darin.

Wunderschön, war auch die Kirche in Pirna. Eine der wenigen spätgotischen Kirchen in Deutschland, in der eine Hobelspan Rippe zu sehen ist. Diese aus Stein gefertigte Rippe, ist im grunde nur zum angeben da, für das Ende des 16. Jahrhunderts aber eine konstruktive Meisterleistung.

Das für mich grösste Highlight war jedoch die Treppe auf Schloss Wendelstein in Torgau, Nördlich von Dresden. Diese Treppe, so einfach die Grundkonstruktion auch ist, wirkt in ihrer Gesamtheit einfach Atemberaubend. Kaum zu glauben, das sie schon fast 500 Jahre alt ist.

Die längste Zeit, durfte ich in Dresden in der WG “schwarze Schaf” wohnen. Das in den neunziger Jahren besetzte Haus, bietet zwölf Leuten platz. Seit ungefähr zwanzig Jahren sind hier auch Wandergesellen willkommen und haben für begrenzte Zeit ein Obdach. Die Leute, die ich hier kennenlernen durfte, sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen. Als Dank für das herzliche Willkommen, baute Ich ein kleines Schaf in die Aussenfassade des Gebäudes ein.

Fast jeden Tag war etwas los. Ständig tauchten Freunde, Bekannte, ehemalige Mitbewohner oder ander Wandergesellen auf. Es war nie still, was zwar ab und zu etwas anstrengend war, aber sehr gut in die junge dresdner Neustadt passte.

Unvergesslich bleibt mir die Wanderung in der sächsischen Schweiz. Alles in allem war die Zeit in Dresden, bis auf ein paar Ausnahmen, eine wunderbare und unvergessliche Abschnitt meiner Wanderschaft