Von 2017 bis 2019 absolvierte ich den Lehrgang “Handwerker in der Denkmalpflege FH”. Für mich war die Arbeit an alten Objekten schon immer etwas besonderes. Eingriffe an Altbauten sind immer kompliziert. Oft steht man als Handwerker im Denkmalbereich zwischen den Fronten der Besitzer, der Denkmalpflege, der eigenen handwerklichen Überzeugung und des Kostendrucks. Der Lehrgang Handwerker in der Denkmalpflege schien mir das richtige zu sein, um mein Wissen in diesem Bereich zu vertiefen.

Nach Beendigung meiner Lehre, strebte ich danach, mehr zu lernen. Bei der Carlo AG sagte ich in der Folge zu jedem Jobangebot “Ja”. So konnte ich in verschiedenen Bereichen tätig sein. Im Winter arbeitete ich im Steinbruch und schmiedete die Eisen für den ganzen Betrieb nach. Im Sommer leitete ich Baustellen, fertigte Massaufnahmen, war in der Produktion sowie beim Versetzen vor Ort involviert. Nach zwei Jahren jedoch, begann mich die Routine etwas zu langweilen. Klar gibt es im Altbau niemals die gleichen Situationen, aber irgendwann ist man mit einem gewissen selbstverständlichen Rhythmus bei der Arbeit.

Da entschloss ich mich neben der Arbeit weiterzubilden. Der Lehrgang Handwerker in der Denkmalpflege ist ein zweijähriger berufsbegleitender Lehrgang. Er ist Modular und Interdisziplinär aufgebaut. Die ersten Beiden Module legten viel Wert auf die Vermittlung der denkmalpflegerischen Theorie. Es ging um die Geschichte, um die Werte und die kulturhistorischen Veränderungen in der Denkmalpflege. Diese ersten beiden Module, gaben mir jede Menge Werkzeuge in die Hand, um zukünftig besser auf die Wünsche und die Gedankenwelt der Denkmalpfleger einzugehen.

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Handwerker in der Denkmalpflege 

In Modul drei und vier, wurde es dann schon etwas praktischer. Diese Module absolvierten wir mit den Malern, den Maurern und den Stuckateuren zusammen. Es ging hauptsächlich darum, die Bauphysik eines Gebäudes zu verstehen. Wir lernten, wie katastrophal das einbringen moderner Baustoffe in historische Gebäude sein kann, wie man Schimmel und Pilze erkennt und unterscheidet, wie sich der Wasserhaushalt in geheizten und/oder isolierten Gebäuden verändert, und vieles mehr. Im Grunde ging es darum, auf der Baustelle zu erkennen, dass ein Problem vorliegt, was der Auslöser des Schadens ist und eine geeignete Intervention vorzuschlagen. Oder aber wenigstens Alarm zu schlagen und mit der eigenen Arbeit, die vorhandene Bausubstanz nicht negativ zu beeinflussen.

Der Unterricht war zum grössten Teil sehr spannend, da wir oft Exkursionen zu Objekten unternahmen. So begutachteten wir im Stuck-Kurs zuerst einige unterschiedliche Gebäude, diskutierten über die Interventionen, begutachteten die Schadensbilder und hatten Einblick hinter die Kulissen. Im Anschlisessenden praktischen Teil, fertigten wir dann einen Renaissance-Deckenaufbau, erstellten mehrere Stuckaturen unter Berücksichtigung der verschiedenen verwendeten historischen Materialien und konnten so, die gelernte Theorie in der Praxis antesten.

Im fünften Modul, konzentrierten wir Steinmetze uns dann spezifisch auf die Schäden, möglichen Ursachen und Interventionen am Naturstein. Auch wenn ich viele Sachen schon wusste war es doch eine Bereicherung und mir wurden viele Werkzeuge in die Hand gelegt, sodass ich nun über einen noch grösseren Fundus an Möglichkeiten im Umgang mit dem Altbau verfüge. Am Wertvollsten sind meiner Meinung nach jedoch die Unterlagen mit den Angaben über Zuschlagstoffe, Verfahrensarten und den vielen Möglichkeiten, im Naturstein einzugreifen.

Die schönste Erfahrung ist, dass mein Blick nun viel geschulter ist. So kann ich einen Altbau betrachten, und die Geschichte eines Objektes viel besser Nachvollziehen. Man lernt mit der Zeit, in einem Gebäude zu lesen, wie in einem Geschichtsbuch. Im zuge dessen, fällt mir immer mehr auf, mit welcher Blindheit wir zum Teil in die Substanz und das Erscheinungsbild alter Gebäude eingreifen. Zum Teil gleichen diese Eingriffe einer Vergewaltigung der Arbeit unserer Vorgänger. Auch wenn es hart klingt…

Am meisten habe ich allerdings von anderen Teilnehmern des Lehrgangs mitgenommen. Noch nie habe ich mich mit anderen Gewerken so sehr auseinander gesetzt, wie während dieser zwei Jahre. Schön war es auch, ein Netzwerk unter anderen versierten handwerker*innen zu knüpfen. Ich weis auf jeden Fall, wer mein Haus bauen wird und ich bin mir sicher, das es kein Pfusch werden wird.