Das Versetzen

Es gibt den Moment, in dem ein Stein nicht mehr oder nur mit einem unverhältnismässig grossen Aufwand zu retten ist. Ist es soweit, wird traditionell an Stelle des alten Steines ein neuer und formgleicher Stein in die Fassade eingebaut. Diesen Vorgang nennen wir versetzen. Im Grunde ist es wie Lego spielen. Nur eben mit unglaublich teuren, schweren und empfindlichen Legosteinen.

abgewitterter Teil der Balustrade am Schloss l’Aile à Vevey
Gespitzer Mauerteil an der Rekonstruktion der Christoffelgasse Nr. 7, Bern

Muss ein Fassadenteil ersetzt werden, so muss zuerst einmal ein Plan gezeichnet werden, wie das neue Stück gefertigt werden muss. Dabei muss man mit dem Verstand bei der Sache sein, denn Fehler im Plan können unter Umständen sehr teuer werden. Auch müssen wir uns so genau wie nur irgend möglich am alten, originalen Bestand orientieren. Danach gilt es, Platz zu schaffen. Das heisst in der Regel, dass mind. 10-15 cm des alten Stückes weggespitzt werden muss.

Ist das erledigt, wird entschieden wie gross die Fuge sein soll. Fugen sind die Abstände zwischen den Steinen, die mit Mörtel verfüllt werden und so verhindern, dass die Steine direkt aufeinander stehen. Den Abstand (Lager) gewährleisten wir mit Hilfe von Distanzhaltern aus Plastik. Früher wurde hierfür alle mögliche verwendet. Von Blei über Holz, Schiefer und Flusskiesel nahm man hierfür alles was zur Verfügung stand. Nun folgt das eigentliche Versetzen. Je nach Situation geht es einfach und schnell oder eben nicht.

Versetzte Steine an der Rekonstruktion der Christoffelgasse Nr. 7, Bern
Vergossener Steinquader an der Rekonstruktion der Christoffelgasse Nr. 7, Bern

Nun steht der Stein an seinem richtigen Ort, muss aber noch mit dem Mauerwerk verbunden werden. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Entweder man stellt den Stein gleich direkt auf ein vorbereitetes Mörtelbett, was nicht viel Zeit lässt, die Position des Steines zu ändern oder man vergiesst den Stein. Beim Vergiessen werden alle offenen Fugen mit einem langen Fugenschwamm gut abgedichtet und der möglichst flüssige Mörtel wird hinter den Stein geleert. Diese Methode ist relativ anspruchsvoll und zeitintensiv, garantiert aber bei richtiger Ausführung eine gute kraftbündige Verankerung.